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Städtetourismus – 5 Ansätze für die Weiterentwicklung nach Corona

Vor der Coronapandemie war der Städtetourismus einer der Wachstumstreiber für den Deutschlandtourismus, vielerorts hatten Städte sogar mit Overtourism zu kämpfen. Auch die kleineren bis mittelgroßen Städte in Rheinland-Pfalz, allen voran die Kooperationsgemeinschaft Romantic Cities, verzeichneten 2019 noch ein überdurchschnittliches Wachstum. Ein Jahr später brach die Nachfrage aufgrund der Pandemie massiv ein. Während es die Urlauber vermehrt nach draußen in die Natur in ländliche Regionen zieht und Selbstversorgerunterkünfte boomen, leiden besonders die Städte und die dort angesiedelten Hotels und Kultureinrichtungen. Die Bedürfnisse der Gäste haben sich geändert, doch muss sich der Städtetourismus komplett neu erfinden? Im Folgenden werfen wir einen Blick auf Ansätze und Ideen, wie die Städte diese schwierige Situation meistern können.

1. Naher Tourismus & Stadt-Land-Vernetzung
Einheimische und Gäste aus der nahen Umgebung haben während der Pandemie kleinere Städte in der näheren Umgebung für sich entdeckt. So manch einer wird überrascht gewesen sein, welche Microabenteuer vor der eigenen Haustür warten. Taucht man erst einmal ein in die unterschiedlichen Viertel, die Museen und Ausstellungen gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Gleichermaßen bietet die Vielfalt der Stadt immer wieder neuen Stoff, um Geschichten zu erzählen, z. B. über die Social Media Kanäle. Es gilt, ständig neue Reiseanlässe für die Gäste zu schaffen und sie so zu Wiederholungsbesuchen zu animieren. Das Verlangen nach Kultur, Ausstellungen und Veranstaltungen wird den Schließzeiten immer größer. Auch die von der RPT durchgeführten und weiterhin geplanten Jahreskampagnen bieten für Orte und Städte die Möglichkeit, sie mit eigenen Angeboten zu verlängern und somit neue Reiseanlässe zu bieten. Darüber hinaus ist naturnahe Umgebung der Städte ideal, um das Umland bei der Angebotsgestaltung miteinzubeziehen, z. B. Ausflüge zu Attraktionen in der Nähe, der Besuch eines Weinguts etc.

2. Digitalisierung
Mittlerweile haben Museen wieder geöffnet und Stadtführer dürfen Gäste empfangen, doch die digitalen Angebote, die während der Pandemie entstanden sind, sollen bleiben. Sie ergänzen das Angebot und ein besonderes Augenmerk sollte darauf liegen, dass sie dem Gast einen Mehrwert bieten. Sei es, dass er bei der Urlaubsplanung daheim direkt seine Lieblingstipps präsentiert bekommt, schon einmal einen Blick in eine Ausstellung werfen kann oder einen ersten Eindruck durch eine virtuelle Stadttour bekommt. Online buchbare Tickets, z. B. mit Zeitslots um ein Anstehen zu vermeiden, sind in vielen Bereichen unumgänglich und haben durch die Pandemie eine ganz neue Bedeutung bekommen. Mit Audiotouren, wie beispielsweise der Lauschtour App in Traben-Trarbach, können Gäste ganz flexibel und individuell die Städte entdecken. Es gibt hierzu schon viele gute Angebote, die zentral im digitalen Wissensschatz Rheinland-Pfalz gebündelt werden und den Tourenplaner Rheinland-Pfalz sowie die Rheinland-Pfalz erleben App befüllen, weitere Stadterlebnisse und -touren sollen entstehen und eingestellt werden. Um dem Gast so viele und so gute Daten wie möglich zu präsentieren, ist es unabdingbar, dass Regionen, Städte und Orte die Anwendungen flächendeckend nutzen und mit aktuellen Inhalten füllen. Umgekehrt bieten die Anwendungen z. B. eine Möglichkeit der digitalen Besucherlenkung.

3. Nachhaltigkeit
Viele Städte setzen sich seit langem für den Klimaschutz und einen nachhaltigen Tourismus ein. Der Deutsche Städtetag hat bereits vor der Pandemie in seiner Veröffentlichung „Anpassung an den Klimawandel in den Städten“ Forderungen, Hinweise und Anregungen gegeben. Die Liste der Herausforderungen ist groß. So werden beispielsweise die zunehmende Wärmebelastung im Sommer, zu viel Verkehr in den Innenstädten und starke Niederschläge mit Hochwasserfolgen immer mehr zum Problem. Zusätzlich sehen viele Städte die Pandemie auch als Chance, um das Thema Nachhaltigkeit noch mehr in die Agenda für den Aufschwung aufzunehmen. Nachhaltige Produkte werden kreiert und kommuniziert. Beispiele sind u. a. Packages, die die Bahnanreise beinhalten, Karten für die kostenfreie Nutzung des ÖPNV, eine Bündelung der Angebote auf speziellen Microsites, wie z. B. #nacHHaltigbegeistert in Hamburg. Eine deutschlandweite Social Media Kampagne fordert Gäste zudem auf, die Angebote und Erlebnisse in ihren eigenen Kanälen zu teilen. Bei der Angebotserstellung gilt es, immer aus Sicht des Gastes/der Zielgruppe zu denken und es ihm so leicht wie möglich zu machen, entsprechende Angebote zu finden und diese zu buchen.
Mehr Informationen zur Publikation vom Deutschen Städtetag: https://www.staedtetag.de/publikationen/weitere-publikationen/klimafolgenanpassung-staedte-2019

4. Workation – Arbeiten wo andere Urlaub machen
Büros werden geschlossen, Mitarbeiter arbeiten mobil und Reisveranstalter bieten spezielle Workation Packages an. Die neue Arbeitsphilosophie wird von immer mehr Firmen gelebt. In erster Linie denkt man hier an Arbeiten am Strand oder in den Bergen. Doch dass Workation auch in anderen Regionen funktioniert, zeigt unter anderem das Beispiel eines Münchners, der in Bingen am Rhein Ferienwohnungen auch für „arbeitende Urlauber“ anbietet (Quelle: mittelrheingold.de). Das A und O solcher Angebote sind natürlich die Arbeitsbedingungen vor Ort. Es versteht sich von selbst, dass eine sehr gute und stabile Internet- und Telefonverbindung sowie ein Schreibtisch unabdingbar sind und dementsprechend kommuniziert werden müssen. Workation Angebote richten sich an Einzelpersonen, aber auch an Firmen, die für gesamte Teams von Zeit zu Zeit Ferienhäuser oder Wohnungen als Coworking Spaces anmieten. Besonders positiv: die Aufenthaltsdauer ist meist deutlich länger als bei Urlaubern.

5. Veränderter Geschäftsreisetourismus
Unter den Auswirkungen der Pandemie leidet besonders der Geschäftstourismus. Meetings werden zum Großteil online durchgeführt und Geschäftsreisen sind auf ein Rekordtief gefallen. Im Sommer 2021 haben sich daher die sechs größten Städte zum Convention Bureau Rheinland-Pfalz zusammengeschlossen. Bei der RPT liegt die Aufgabe, eine Vermarktungsstrategie für Rheinland-Pfalz als Tagungsdestination zu entwickeln und umzusetzen mit dem Ziel, das Tagungsangebot zu bündeln, zu profilieren und zu vermarkten. Es sollen gemeinsame Synergien genutzt werden, denn das Potenzial ist groß.

 



Autorin: Anja Wendling
Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH · Stellv. Geschäftsführerin/Marketingleiterin
wendling@rlp-tourismus.de · Telefon: +49 261 9152021 · Telefax: +49 261 915206121

Die Autorin/der Autor war ggfs. schon in anderen Positionen innerhalb der RPT GmbH beschäftigt. Daher kann es sein, dass frühere Artikel der Autoren/des Autors zu anderen Themenbereichen im Tourismusnetzwerk eingestellt sind. Die jetzt aktuellen Zuständigkeiten finden Sie auf der Teamseite der RPT GmbH.


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Ein Kommentar

Kommentare




  1. Christian Heck sagt:

    Toller Beitrag. Ganz herzlichen Dank an das Team der RPT

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