Beitragsbild: © Stadt Worms
Landesausstellung öffnet am 3. Juli 2021 mit über 120 Exponaten und 14 Themeninseln zu „Hier stehe ich. Gewissen und Protest – 1521 bis 2021“
Pandemie sorgt für veränderte Laufzeit der großen Schau zum Reichstagsjubiläum in Worms
2021 jährt sich zum 500. Mal die Erinnerung an den Wormser Reichstag 1521. Einen der Höhepunkte der Feierlichkeiten wird die Landesausstellung „Hier stehe ich. Gewissen und Protest – 1521 bis 2021“ bilden. Über 120 Exponate aus ganz Deutschland werden dann im frisch sanierten Museum der Stadt Worms im Andreasstift zu sehen sein. Pandemiebedingt wurde die Laufzeit der Ausstellung nun auf 3. Juli bis 31. Oktober 2021 angepasst.
Die Planungen laufen auf Hochtouren und für das Museumsteam geht es nun in die heiße Phase der Vorbereitungen für die große Landesausstellung 2021: Für über 120 Exponate gibt es nun Zusagen aus ganz Deutschland. Darunter unter anderem ein handschriftlicher Brief von Martin Luther an Cranach den Älteren vom 28. April 1521 über die Befragung in Worms, das blaue Tanzkleid von Sophie Scholl und das Ölgemälde „Luther auf dem Reichstag zu Worms“ von Hermann Freihold Plüddemann, 1864. Nicht zu vergessen die so genannte „Mandela-Bibel“ von 1976: In ihr sind die Umrisse einer Pistole eingeschnitten. Das Buch wurde der Ehefrau Nelson Mandelas zur Zeit der Apartheid in ihrem Haus in Johannesburg als Todesdrohung hinterlassen.
Olaf Mückain, Kurator der Ausstellung und Wissenschaftlicher Leiter der Wormser Museen: „Ich bin sehr froh über die hochwertigen Zusagen. Sie ermöglichen es uns, zusammen mit 14 Medienstationen und ebenso vielen Themeninseln, sowohl Luthers mutiges Auftreten vor dem Reichstag als auch das Thema ‚Gewissensfreiheit und Protest‘ in historischen Kontexten der letzten 500 Jahre anschaulich und für die Besucher attraktiv zu präsentieren.“
Neben den großen inhaltlichen sind auch die äußeren Weichen für die Schau mittlerweile gestellt, wie Ulrike Breitwieser (Verwaltungsleiterin der Museen) erläutert: „Die Ausschreibung zum Ausstellungsbau wurde gerade submissioniert und kann nun wie geplant angegangen werden. Außerdem werden kurz vor Weihnachten die Einbauten für den neuen Kassen- und Eingangsbereich erfolgen.“
Dass sich die Verantwortlichen trotzdem dazu entschieden haben, die Laufzeit der Ausstellung auf 3. Juli bis 31. Oktober 2021 zu ändern, ist der Corona-Pandemie geschuldet. Tobias Neumann, Geschäftsführer Neo. Studio Neumann Schneider Architekten: „Es ist absehbar, dass durch den aktuellen Teillockdown und die uns bevorstehenden Wintermonate, insbesondere Januar bis Mitte März, nicht mit einer Normalisierung der Lage zu rechnen ist. Wir erleben aktuell in vielen unserer Projekte Verschiebungen und Absagen, da die Risiken innerhalb der Prozessketten nicht einschätzbar sind.“
Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek: „Die aktuelle Pandemie-Situation und die unsicheren Perspektiven bergen gerade für die finale Umsetzungsphase mit sehr vielen beteiligten Akteuren etliche Risiken. Wir erleben es täglich, dass sich Prozesse verzögern oder Dienstleister sich nicht auf Terminfristen einlassen wollen. Uns geht es da wie vielen anderen renommierten Museen, die aktuell ihre Ausstellungsprojekte verschieben oder sogar ganz absagen müssen, weil sie organisatorisch nicht mit vertretbaren finanziellen Mitteln durchführbar sind. So zum Beispiel die Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim, die Alte Pinakothek in München, das Städel Museum in Frankfurt oder die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe.
Nicht zu vergessen, dass es momentan auch noch nicht absehbar ist, ab wann Museen wieder geöffnet haben und Touristen reisen dürfen. Gemeinsam haben wir uns deshalb dazu entschieden, die Laufzeit zu ändern und hoffen, dass wir im Sommer 2021 dann eine publikumswirksamere Eröffnung als weiteren Höhepunkt im Jubiläumsjahr feiern können.“
Die bereits veröffentlichten Termine für das Begleitprogramm rund um die Ausstellung bleiben – falls es die Pandemie zulässt –bestehen. Breitwieser: „Einige davon sind ja an Gedenktage gekoppelt; so zum Beispiel der Vortrag der Sophie-Scholl-Biographin Dr. Barbara Beuys zum 100. Geburtstag der Widerstandskämpferin. Unser Veranstaltungsprogramm wird dann ab April sukzessive auf die Ausstellung und ihre Themen einstimmen.“
Auch das Gesamtprogramm der Stadt Worms und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zum Reichtagsjubiläum bleibt von der aktuellen Laufzeitänderung der Ausstellung unberührt. Rund 80 Einzelveranstaltungen, darunter auch mehrtägige wie die Nibelungen-Festspiele mit der Uraufführung eines Lutherstücks, werden das Thema von April bis Oktober für Besucher erlebbar machen. Genau 500 Jahre nach dem Reichstag 1521 wird es vom 16. bis 18. April ein großes Eröffnungswochenende mit unter anderem einer Multimedia-Inszenierung der EKHN sowie einem Fernsehgottesdienst und einem offiziellen Festakt geben. Kulturkoordinator Volker Gallé: „Aufgrund der Verschiedenartigkeit der Formate sind wir bei den anderen Veranstaltungen bisher noch zuversichtlich, sie – gegebenenfalls angepasst an gewisse Pandemie-Rahmenbedingungen – durchführen zu können.“
Hintergrund
Die Landesausstellung „Hier stehe ich. Gewissen und Protest – 1521 bis 2021“ nimmt das Jubiläum der Widerrufsverweigerung Martin Luthers auf dem Wormser Reichstag zum Anlass, die Entwicklungsgeschichte der „Gewissensfreiheit und des Protests“ anhand zahlreicher Beispiele bis in unsere Gegenwart aufzuzeigen und kritisch zu hinterfragen. Sie ist Teil der Gesamtfeierlichkeiten der Stadt Worms und der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau (EKHN) zum Lutherjahr 2021.
Gesamtprogramm und weitere Informationen
Quelle: Stadt Worms